Entzündliche Erkrankungen der Leber bei der Katze - Ein Überblick

Einleitung

Im weitesten Sinne können Erkrankungen der Leber bei Katzen in entzündliche und nicht-entzündliche Erkrankungen unterteilt werden. Im Unterschied zum Hund, bei dem entzündliche Erkrankungen tendenziell das Parenchym der Leber angreifen, ist bei der Katze häufiger das Gallengangsystem betroffen. Zu einer Ausdehnung des Krankheitsprozesses auf das Leberparenchym kommt es bei der Katze nur in den hochgradigeren Fällen. Die Folge ist, dass Katzen mit Lebererkrankungen häufig einen Ikterus aufweisen (Abbildung 1), aber nur selten eine verkleinerte, zirrhotische Leber entwickeln. Mit Ausnahme von portosystemischen Shunts ist eine verkleinerte Leber bei einem felinen Patienten also ein eher ungewöhnlicher Befund. Darüber hinaus ist stets daran zu denken, dass die Leber auch im Rahmen systemischer Erkrankungen, wie zum Beispiel der felinen infektiösen Peritonitis (FIP), angegriffen sein kann. Dieser Artikel liefert einen Überblick über die komplexe Gruppe der entzündlichen Lebererkrankungen bei der Katze. Die nicht-entzündlichen Erkrankungen liegen zwar außer- halb des Rahmens dieses Artikels, sie werden aber, falls im Rahmen der Diskussion der Differenzialdiagnosen erforder- lich, dennoch kurz erwähnt. Der wichtigste Vertreter dieser Gruppe ist die hepatische Lipidose (HL). Weitere nicht entzündliche Ursachen von Hepatopathien sind Lebertumore, portosystemische Shunts, Amyloidose und die polyzystische Lebererkrankung. [...]

Kernaussagen

• Die Erkrankungen der Leber bei Katzen können in entzündliche und nicht-entzündliche Erkrankungen unterteilt werden. Die Ursachen von Lebererkrankungen sind bei Katzen oft andere als bei Hunden.
• Das klinische Erscheinungsbild bei Katzen mit Lebererkrankung reicht von geringgradigen und unklaren klinischen Symptomen bis hin zu einer hochgradigen klinischen Erkrankung mit multiplen metabolischen Komplikationen.
• Die Differenzialdiagnosen der häufigsten klinischen Symptome (Ikterus, Aszites und Hepatomegalie) werden berücksichtigt.
• Die spezifische Diagnose der zugrunde liegenden Erkrankung verlangt in der Regel eine Biopsie.
• Bei anorektischen Katzen ist eine unterstützende Ernährung über eine Nasoösophagealsonde, Ösophagostomiesonde oder Gastrostomiesonde erforderlich.