Endokrine Alopezie beim Hund

Einleitung

Der Haarfollikel wird auf verschiedenen Wegen durch hormonelle Wirkungen beeinflusst und ist selbst in der Lage, eine große Bandbreite an Hormonen zu syntheti- sieren und umzuwandeln. Bei der Ratte konnte gezeigt werden, dass Östradiol, Testosteron und die von der Nebenniere gebildeten Steroide den Beginn der anagenen Phase (aktives Wachstum) verzögern, während Schilddrüsen- hormone die follikuläre Aktivität beschleunigen (1). Beim Hund führen bestimmte Endokrinopathien (Hypothyreose, Hypercortisolismus), funktionelle Neoplasien der Gonaden (Hyperöstrogenismus) und bestimmte Haarfollikeldysplasien (zyklische Alopezie der Flanken) zu Veränderungen des Haarfollikelzyklus und stellen sich klinisch als symmetrische Alopezie dar.

Das Ziel dieses Artikels ist die Präsentation einer aktuellen Zusammenfassung der Pathogenese und der dermato- logischen Symptome hormoneller Erkrankungen, die zu Veränderungen des Haarfollikelzyklus führen, sowie die Vorstellung einer diagnostischen Strategie bei Hunden mit nicht-pruriginöser symmetrischer Alopezie. [...]

Kernaussagen

• Die nicht-pruriginöse symmetrische Alopezie beim Hund ist eine klinische Erkrankung, die häufig mit Endokrinopathien, funktionellen Neoplasien der Gonaden, Haarfollikeldysplasie und idiopathischer Alopezie assoziiert ist.
• Auch wenn infektiöse Erkrankungen im Bereich der Haarfollikel eine eher seltene Ursache sind, sollten sie differenzialdiagnostisch ausgeschlossen werden, insbesondere die Demodikose.
• Eine Ultraschalluntersuchung ist ratsam bei Hündinnen mit vergrößerter Vulva und vergrößerten Zitzen und bei kryptorchiden Rüden oder bei Rüden mit Hoden veränderter Größe und/oder Konsistenz.
• Die initialen labordiagnostischen Untersuchungen umfassen die Hämatologie, Biochemie und eine Harnanalyse.
• Eine dynamische Beurteilung der Schilddrüsenfunktion darf erst im Anschluss an die Durchführung von Nebennierenfunktionstests erfolgen. 
• Hautbiopsien können die Diagnose einer Haarfollikeldysplasie oder einer idiopathischen Alopezie („Alopezie X“) unterstützen.