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Die Behandlung der Adipositas
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2. Die Behandlung der Adipositas
Medikamentöse Behandlung
Für die Behandlung der Adipositas beim Menschen steht ein umfassendes medikamentöses Arsenal zur Verfügung. Zu bemerken ist, dass einige dieser Wirkstoffe beim Hund entwickelt wurden. Einige anekdotische Versuche zur Gewichtsreduktion bei adipösen Hunden wurden mit diesen Substanzen unternommen (Bomson & Parker, 1975), sie waren allerdings nicht von Erfolg gekrönt.
Dehydroepiandrosteron (DHEA) in hoher Dosierung (60 mg/kg Körpergewicht/Tag) reduziert das Fettgewebsdepot und wurde bei Hunden mit spontaner Adipositas ergänzend zu einer kalorienarmen Diät als unterstützende Maßnahme zur Gewichtsreduktion eingesetzt (MacEwen & Kurzman, 1991; Kurzman et al., 1998). DHEA hat zudem Blutfett senkende und antidiabetische Eigenschaften. Der Wirkungsmechanismus ist gegenwärtig noch nicht vollständig geklärt. Aufgrund der zahlreichen Unsicherheiten hinsichtlich der verschiedenen Wirkungen und Nebenwirkungen dieses Hormonvorläufers wird seine Anwendung beim Hund heute nicht empfohlen.
Injektionen mit rekombinantem humanem Leptin wurden ebenfalls beim Hund getestet. Bei gesunden und adipösen Hunden induziert Leptin eine signifikante Gewichtsabnahme proportional zur Dauer des Versuches und zur Höhe der applizierten Dosis. Bei gesunden Hunden ist der Gewichtsverlust jedoch höher. Eine Woche nach Ende der Behandlung nehmen die Hunde wieder zu, um allmählich wieder ihr Ausgangsgewicht zu erreichen. Die Gewichtsabnahme ist im Wesentlichen auf einen Verlust des Fettgewebes zurückzuführen. In einer Studie zum Vergleich der Wirkungen von Leptin bei adipösen Rüden und Hündinnen wurde ein ähnlich hoher Gewichtsverlust in beiden Gruppen mit Dosierungen von 0,5 und 5,0 mg/kg Körpergewicht/Tag beobachtet (Lebel et al., 1999). Diese Art der als Einzeluntersuchung angelegten Versuche spricht aber insbesondere aufgrund des Fehlens von Langzeitdaten und des hier beobachteten Reboundeffekts nach Absetzen der Behandlung nicht für eine Anwendung von Leptin bei adipösen Hunden.
Welche Stellung die medikamentöse Behandlung auch immer in der Zukunft einnehmen wird, wir sollten stets daran denken, dass in einer ganzheitlichen Betrachtung des adipösen Hundes (Ethologie und Diätetik) Medikamente keine wesentliche Rolle spielen können, da sie nichts am Verhalten des Besitzers ändern.
Chirurgische Behandlung
In der Humanmedizin werden verschiedene chirurgische Eingriffe durchgeführt, um die Nahrungsaufnahme zu reduzieren. Bei Tieren finden diese Methoden gegenwärtig keine Anwendung.
Die Einbeziehung des Besitzers
Die psychologische "Behandlung" des Besitzers ist ein ganz wesentlicher Aspekt der Adipositasbehandlung beim Hund. Ziel ist es, den Besitzer zu motivieren, indem man ihm die Ursachen und die schädlichen Folgen der Adipositas erläutert, aber auch die medizinischen Vorteile eines normalgewichtigen Tieres verdeutlicht. Klare, einfache Erklärungen, regelmäßige Kontrolluntersuchungen des Tieres und die Erstellung von Gewichtskurven sind wichtige Elemente, die entscheidend zum Behandlungserfolg beitragen können (Lewis et al., 1987; Norris & Beaver, 1993). Wenn der Besitzer nicht kooperiert, sind sämtliche Bemühungen von vorn herein zum Scheitern verurteilt.
Aus zahlreichen klinischen Studien mit adipösen Hunden lassen sich verschiedene Lehren ziehen. Die erste lautet, dass bei einem vom Besitzer selbst eingeleiteten Gewichtsreduktionsprogramm mehr als die Hälfte der Patienten nicht zu den Kontrolluntersuchungen erscheint. Man muss also davon ausgehen, dass über 50% der Besitzer die Diät innerhalb eines Monats nach dem ersten Tierarztbesuch bereits wieder aufgeben (Remillard, 2000). In einer anderen Studie haben 75% der beteiligten Hunde die Gewichtsreduktion zu Ende geführt (Gentry, 1993). Im Abschnitt Diätetische Behandlung werden wir näher auf die praktischen Aspekte eingehen.
Diätetische Behandlung
Man unterscheidet zwei Verfahren für die Gewichtsreduktion beim Hund. Zum einen handelt es sich um einfaches Fasten, also den vollständigen Nahrungsentzug. Dies ist eine sehr wirksame Möglichkeit unter der Voraussetzung, dass der adipöse Patient nicht unter Begleiterkrankungen, wie zum Beispiel Leberinsuffizienz oder Diabetes mellitus leidet. Hierfür muss der Patient stationär aufgenommen werden und täglich Mineralstoff- und Vitaminsupplemente erhalten. Mehrere Autoren haben gezeigt, dass Hunde einen vollständigen Nahrungsentzug gut vertragen (De Bruijne & Lubberink, 1977; Brady & Armstrong, 1977). Abel et al. (1979) zufolge kann längeres Fasten über 36 Tage hinaus jedoch zu Herzschäden führen. Darüber hinaus ist diese Methode nicht nur aus ethischen Gründen abzulehnen, sondern vor allem auch deshalb, weil dadurch auf lange Sicht nicht unbedingt eine Umstellung der Fütterungsgewohnheiten des Besitzers gewährleistet wird.
Die gezielte Restriktion der Energiezufuhr ist also die einzige tatsächlich wirksame Alternative.
Hierfür muss zunächst eine Nahrungsbilanz in Zusammenarbeit mit dem Besitzer erstellt werden. Ist eine genaue Erhebung der aufgenommenen Futtermengen nicht möglich, muss die üblicherweise täglich aufgenommene Energiemenge mit Hilfe einer Annäherung eingeschätzt werden. Anschließend wird ein sehr streng einzuhaltendes Diätprotokoll ausgearbeitet, wobei feststeht, dass die uneingeschränkte Kooperation des Besitzers die zentrale Voraussetzung für den Erfolg ist.
Die Höhe der Energierestriktion
Die Wahl der Höhe der Energierestriktion richtet sich nach mehreren Kriterien wie dem Grad des Übergewichts, dem Geschlecht des Tieres und der vorgesehenen Dauer der Diät. Der erste Schritt ist die Definition des Idealgewichts, der zweite die Festlegung der Höhe der Energierestriktion. Im Allgemeinen wird die Ration so berechnet, dass sie 40% - sehr hochgradige Restriktion - (Markwell et al., 1990) bis 60% (Edney, 1974) oder 75% (Dzanis, 2000) der zum Erhalt des Idealgewichts notwendigen Energie liefert. Tabelle 10 fasst die verschiedenen klinischen und experimentellen Studien zu diesem Thema zusammen. In der Theorie ist die Dauer der Diät umso kürzer, je höher die Energierestriktion gewählt wird.
Tabelle 10 - Zusammenfassung einiger Studien zur Gewichtsreduktion bei adipösen Hunden: Höhe der Energierestriktion und Gewichtsverlust | |||||||
N | BCS | Übergewicht (%) | Dauer in Wochen | Energiezufuhr in % des EEB für das IG | Gewichtsverlust in % des AG/Woche | Literatur | |
Experimentelle Studien | 39 (verschiedene Rassen) | 20 | 16 | 100a 75 60 50 | 1.14 1.56 2.18 2.63 | Laflamme & Kuhlman, 1995 | |
12 (Mischlingshunde: von 12 bis 22 kg) | - | - | 7 | 60b 60 | 2.3 1.9 | Borne et al., 1996 | |
8 (Beagles) | 4.3/5 | 56 45 | 23.5 18.3 | 66c 62 | 1.57 1.31 | Diez et al., 2002 | |
12 (Beagles) | 7.2/9 | 56 45 | 27.5 23.5 | 75c 87 | 1.30 1.31 | Jeusette et al., 2004 | |
Klinische Studien | 20 (verschiedene Rassen) | 50 (24 - 77) | 40 | 60 50 - 75c | insufficient | Gentry, 1993 | |
9 (verschiedene Rassen) | 27 | 18.3 | 50 - 75c | 1.91 | Diez et al., 2002 | ||
N : Anzahl der Tiere BCS : durchschnittlicher Body Condition Score EEB : Erhaltungsenergiebedarf IG : Idealgewicht AG : Ausgangsgewicht des adipösen Hundes | a : berechnet nach der Formel 144 + 62,2 x IG b : berechnet nach der Formel 1500 kcal/m 2 /Tag c : berechnet nach der Formel NRC, 1974 (132 kcal/kg KG 0,75 ) |
Als Tierarzt könnte man versucht sein, eine sehr strenge Energierestriktion einzuleiten, um die Dauer der Diät soweit wie möglich zu verkürzen. Von einer solchen Vorgehensweise ist allerdings abzuraten. Eine zu hochgradige Restriktion kann beim Hund ein erhebliches Hungergefühl auslösen und damit zu einer vermehrten Unruhe zwischen den Mahlzeiten führen (Crowell-Davis et al., 1995b). Die Folge ist eine zunehmende Unzufriedenheit auf Seiten des Besitzers und letztlich eine mangelhafte Kooperation bei der strengen Einhaltung der Diätvorschriften. Die Gefahr besteht, dass die Diät nach wenigen Wochen oder sogar nach nur wenigen Tagen vorzeitig abgebrochen wird. Darüber hinaus kann es infolge einer zu raschen Gewichtsreduktion zu einem hohen Verlust an Muskelmasse kommen, wie dies auch beim Menschen als erwiesen gilt (Pasanisi et al., 2001). Unter experimentellen Bedingungen ist der Rebound-Effekt (erneute Gewichtszunahme nach Abschluss der Diät) umso stärker und schneller, je hochgradiger die vorangegangene Energierestriktion war (Laflamme & Kuhlman, 1995). Erklärt wird der Grad des Rebound-Effektes mit der Tatsache, dass die Hunde im Laufe der Diät eine Absenkung der Stoffwechselaktivität, einhergehend mit einer Steigerung der Energieeffizienz, entwickeln. Je höhergradig also die Energierestriktion, desto stärker nimmt außerdem auch die körperliche Aktivität des Hundes ab (Crowell-Davis et al., 1995a). Diese Aktivitätsabsenkung wiederum stellt einen weiteren Risikofaktor für den Verlust von Muskelmasse dar.
Schließlich ist eine langfristige Verhaltensänderung beim Besitzer wünschenswert. Eine sehr hochgradige Energierestriktion ist folglich nicht für alle Tiere empfehlenswert, sie muss vielmehr auf die schwersten Adipositasfälle beschränkt bleiben, das heißt auf Patienten mit einem Übergewicht von mehr als 40%. Drastische Maßnahmen sind aber auch in Fällen mit medizinischer Indikation für eine möglichst rasche Gewichtsreduktion angezeigt, zum Beispiel bei hochgradigen Problemen im Bereich der Atmung, des Herz-/Kreislaufsystems oder des Bewegungsapparates. Gleiches gilt auch für Tiere, die kurz- oder mittelfristig anästhesiert werden müssen.
Aus verschiedenen experimentellen und klinischen Studien geht hervor, dass ein vernünftiges Ziel die Abnahme des (adipösen) Körpergewichts um 1 bis 2% wöchentlich, also 4 bis 8% pro Monat ist. Über die Gewichtsreduktionsrate besteht heute also eine weitgehende Übereinstimmung. In Tabelle 11 werden verschiedene Grade der Energierestriktion in Abhängigkeit von verschiedenen Parametern wie Ausmaß des Übergewichts, Geschlecht und erwünschte Gewichtsabnahmerate vorgeschlagen.
Tabelle 11 - Empfehlungen verschiedener Grade der Energiezufuhr im Rahmen einer Reduktionsdiät | ||||||
Übergewicht | 20 - 30% | 30 - 40% | > 40% | |||
Anteil Körperfett | 25 - 35% | 35 - 45% | > 45% | |||
BCS | 7 | 8 | 9 | |||
Verlust von 6% des Ausgangsgewichts pro Monat (etwa 1,5% pro Woche) | ||||||
Tägliche Energiezufuhr (kcal/ kg IG 0,75) | Rüde | Hündin | Rüde | Hündin | Rüde | Hündin |
85 | 80 | 75 | 65 | 60 | 55 | |
Wahrscheinliche Dauer der Reduktionsdiät | 15 - 18 Wochen | 18 - 20 Wochen | 20 - 22 Wochen (mindestens) | |||
Verlust von 7,5% des Ausgangsgewichts pro Monat (etwa 2,0% pro Woche) | ||||||
Tägliche Energiezufuhr (kcal/ kg IG 0,75) | Rüde | Hündin | Rüde | Hündin | Rüde | Hündin |
80 | 75 | 65 | 60 | 55 | 50 | |
Wahrscheinliche Dauer der Reduktionsdiät | 9 - 11 Wochen | 11 - 13 Wochen | 15 - 17 Wochen | |||
BCS : Body Condition Score auf einer Skala von 1 bis 9 IG : Idealgewicht Ausgangsgewicht: Gewicht des adipösen Hundes Um den Gewichtsverlust ohne anfänglich zu starke Restriktion einzuleiten, ist es ratsam, mit einer Energiezufuhr nach folgendem Schema zu beginnen: - 65% (oder 85 kcal/kg IG 0,75 ) des Erhaltungsenergiebedarfs für einen Rüden. Reduzieren auf 55% (oder 75 kcal/kg IG 0,75 ) bei einem kastrierten Hund. - 60% (oder 80 kcal/kg IG 0,75 des Erhaltungsenergiebedarfs für eine Hündin. Reduzieren auf 50% (oder 65 kcal/kg IG 0,75 ) bei einer kastrierten Hündin. Je nach Entwicklung der Gewichtsabnahme können diese Richtwerte entsprechend angepasst werden. |
Bei einem Gewichtsverlust von 1,5% pro Woche dauert es mindestens 3,5 bis 4 Monate, um den Körperindex von 7/9 auf 5/9 (oder von 4/5 auf 3/5) zu senken. (© I. Jeusette)
Unterschiede zwischen Rüden und Hündinnen
Im Rahmen einer Studie an Beaglen entstand der Eindruck, dass es bei adipösen Hündinnen, ob intakt oder kastriert, schwieriger ist, einen Gewichtsverlust einzuleiten und aufrechtzuerhalten als bei kastrierten Rüden. Dabei war das anfängliche Übergewicht ebenso wie die anfängliche wöchentliche Gewichtsabnahme vergleichbar.
Im Laufe der Zeit musste die Energierestriktion bei den Hündinnen hochgradiger ausfallen als bei den Rüden. Bei der Hündin führte eine auf 54% des auf der Basis des Idealgewichts errechneten Erhaltungsenergiebedarfs beschränkte Energiezufuhr nicht zum Erreichen des Zielgewichts. Das gegenwärtig empfohlene Energieniveau von 60% scheint also bei Hündinnen nicht geeignet. Die Entwicklung der Körperzusammensetzung wurde nicht vom Geschlecht beeinflusst (Diez et al., 2002). Um diesen Unterschied zwischen Tieren beider Geschlechter zu verstehen, muss man sich näher mit dem Erhaltungsbedarf bei adipösen Hunden befassen. So nehmen adipöse Hündinnen in der Tat pro Einheit des metabolischen Idealgewichts im Mittel 15% weniger Energie auf als Rüden, und ihre fettfreie Körpermasse ist im Allgemeinen geringer. Es erscheint folglich unlogisch, bei beiden Geschlechtern das identische Gewichtsreduktionsprogramm anzuwenden (Jeusette et al., 2004c).
Umstellung der Ernährung
Es gilt als völlig kontraindiziert, die energetische Restriktion auf dem Wege einer einfachen Reduzierung der üblichen Tagesration durchzuführen. Diese Vorgehensweise hätte unweigerlich einen Mangel an essenziellen Nährstoffen zur Folge und letztlich wenig Aussicht auf Erfolg. Hunde, denen die Nahrung entzogen wird, können sehr unangenehme Verhaltensweisen entwickeln, wie zum Beispiel gesteigerte Nervosität, übermäßiges Bellen, Stehlen von Nahrung und manchmal sogar vermehrte Aggressivität (Branam, 1988). Solche Verhaltensweisen entmutigen den Besitzer, und die Diät hat kaum Erfolgsaussichten. Crowell-Davis et al. (1995a) beschreiben die Auswirkungen der Restriktion auf das Verhalten einer Gruppe von Hunden im Zwinger. In den ersten Tagen der Kalorienrestriktion zeigen die Tiere eine verstärkte Neigung, auf Gegenständen zu kauen, einige legen eine gesteigerte Aggressivität an den Tag, andere bellen häufiger. Die Wahl eines speziell an die individuelle Situation angepassten Futtermittels ist deshalb die zentrale Voraussetzung, um Mangelzustände zu vermeiden und ausreichend hohe Futtermengen zu garantieren, ohne dabei die notwendige Einschränkung der Kalorienzufuhr zu gefährden.
Kalorienreduzierte Diätfuttermittel
Die Energiekonzentration oder Energiedichte industriell hergestellter Hundenahrung kann auf verschiedenen Wegen reduziert werden. Das einfachste Mittel einer effektiven Senkung der Energiekonzentration in kommerziellen Futtermitteln ist das Absenken des Fettgehaltes und das Erhöhen des Anteils diätetischer Fasern. Diese beiden zentralen Veränderungen sind sicherlich die wichtigsten Faktoren. Bei der Formulierung eines Diätfuttermittels muss jedoch stets die Gesamtheit der Nährstoffe (Aminosäuren, Fettsäuren, Mineralstoffe, Vitamine) berücksichtigt werden. Wir werden darauf im Folgenden näher eingehen.
Zudem bleibt festzuhalten, dass es mittels moderner Herstellungsverfahren (Extruderverfahren) heute möglich ist, Trockennahrung zu produzieren, die große Mengen Luft enthält, und damit die Möglichkeit bietet, das Volumen der Ration zu erhöhen. Diese Maßnahme hat in erster Linie einen psychologischen Einfluss auf den Besitzer und nur in geringerem Maße auch auf den Hund, da das Gewicht der Tagesration in jedem Fall reduziert ist. Die Veränderung der Größe, der Textur und der Form der Kroketten ist ein sehr wirksames Mittel zur Verlängerung der Futteraufnahmezeit und zur Verbesserung des Sättigungspotenzials. Durch eine sehr stark hydrierte Feuchtnahrung (Dosenfutter, mehr als 80% Wasser) kann ebenfalls ein relativ hohes Rationsvolumen beibehalten werden. Allerdings ist der Einfluss auf die Sättigung umstritten, da Wasser, beziehungsweise die flüssige Fraktion der Nahrung, abhängig von der Partikelgröße innerhalb von nur 20 bis 30 Minuten aus dem Magen herausgeleitet wird. Durch Zusatz Wasser bindender, visköser, diätetischer Fasern kann die Magenentleerung verzögert werden (Russell & Bass, 1985).
Der Gehalt an essenziellen Nährstoffen in kalorienreduzierten Diätfuttermitteln ist von zentraler Bedeutung. So darf die mehr oder weniger hochgradige Energierestriktion auf keinen Fall zu einer Mangelversorgung mit Proteinen, essenziellen Aminosäuren, essenziellen Fettsäuren, Mineralstoffen, Vitaminen oder Spurenelementen führen.
Die Proteinkonzentration kalorienreduzierter Futtermittel muss höher sein als die üblicher Erhaltungsnahrung, damit die Versorgung mit allen notwendigen essenziellen Aminosäuren sichergestellt bleibt. Abbildung 6 illustriert die Notwendigkeit der Erhöhung des Proteingehalts der Diätnahrung, um zu verhindern, dass die Energierestriktion mit einem Proteinmangel einhergeht.
Die gleiche Überlegung gilt für die Gesamtheit der essenziellen Nährstoffe.
Abbildung 6. Anpassung des Proteingehaltes der Diät in Abhängigkeit von der Energierestriktion.
- Positiver Effekt auf die Körperzusammensetzung bei Erhalt der fettfreien Körpermasse. Proteinreiche Diäten unterstützen die Begrenzung von Muskelabbau und fördern den Verlust von Körperfett (Durrant et al., 1980; Piatti et al., 1994). Diese Effekte wurden auch bei Hunden im Rahmen eines kalorienreduzierten Diätprogramms nachgewiesen. Drei Diäten mit einer bis auf die Proteinkonzentration (20%, 30% bzw. 39% der Energiezufuhr) identischen Zusammensetzung wurden bei 42 Hunden mit Adipositas getestet. Die proteinreichste Nahrung führte zu einer Erhöhung des Abbaus von Körperfett und zu einem minimalen Verlust an fettfreier Körpermasse (Hannah, 1999). Bestätigt wurden diese Ergebnisse durch eine weitere Studie, in der zwei kalorienreduzierte Diäten verglichen wurden. Die proteinreichere Diät enthielt 157 g Protein / 1000 kcal oder 47,5% Protein in der Trockenmasse (Diez et al., 2002).
- Geringerer Energiewert der Proteine im Vergleich zu Kohlenhydraten, bezogen auf die Nettoenergie. Bei identischem Gewicht liefern verdauliche Kohlenhydrate und Proteine eine vergleichbar hohe metabolisierbare Energie. Proteine liefern jedoch eine niedrigere Nettoenergie (Rubner, 1902). Dies bedeutet, dass die Verwertung von Proteinen den Körper zunächst Energie kostet. Diese verbrauchte Energie wird also nicht in Form von Fett gespeichert, ein erheblicher Vorteil bei adipösen Individuen.
- Sättigungspotenzial der Proteine (Louis-Sylvestre, 2002): Die stetige Zunahme der Adipositasprävalenz hat das Interesse an Nahrungsmitteln mit hohem Sättigungspotenzial geweckt. Die Ergebnisse zahlreicher Studien beim Menschen zeigen, dass bei ansonsten identischen Bedingungen die Nahrungsaufnahme nach dem Verzehr proteinreicher Nahrungsmittel geringer ausfällt als nach dem Verzehr kohlenhydrat- oder fettreicher Nahrung. Die aus der Proteinverdauung hervorgehenden Aminosäuren werden langsam absorbiert, und der Hauptweg ihres hepatischen Stoffwechsels ist die Glukoneogenese. Die Proteine stellen also letztlich Kohlenhydratquellen mit geringem insulinämischen Potenzial dar und verzögern das Auftreten der Hypoglykämie, die zur Entstehung des Hungergefühls beiträgt. Aufgrund der Tatsache, dass die Verdauungsgeschwindigkeit sich von Protein zu Protein unterscheidet und dass die Aminosäuren ein unterschiedliches insulinämisches Potenzial haben, könnte sich natürlich auch das Sättigungspotenzial verschiedener Proteine unterscheiden. Dieser Aspekt verdient es ohne Zweifel, dass spezifische Daten für den Hund ermittelt werden.
- Vorteilhafte Auswirkung auf die Akzeptanz. Die Akzeptanz ist im Rahmen der Anwendung kalorienreduzierter Diätnahrung von besonderer Bedeutung.
- Besserer Gewichtserhalt nach der Diät. Dieser Effekt konnte beim Menschen nachgewiesen werden (Westerterp-Plantenga et al., 2004).
Zweifellos spielt auch die Qualität der Proteine eine wichtige Rolle. Schließlich muss der Proteingehalt der Ration auch dann erhöht werden, wenn größere Mengen gemischter diätetischer Fasern (lösliche und unlösliche Fasern) enthalten sind, da die Verdaulichkeit der Trockenmasse (TM) einschließlich der Proteine durch bestimmte Fasern herabgesetzt wird.
Der Fettgehalt kalorienreduzierter Futtermittel ist im Allgemeinen auf unter 25% der Energiezufuhr herabgesetzt. Eine Mindestkonzentration an Fetten ist jedoch notwendig, um eine ausreichende Zufuhr an essenziellen Fettsäuren und den Transport fettlöslicher Vitamine sicherzustellen. Jüngsten Empfehlungen zufolge sollten mindestens 5,5% Fett in der TM enthalten sein (bei einer Nahrung mit 4000 kcal/kg TM entspricht dies 14 g Fett/1000 kcal). Kommerzielle, kalorienreduzierte Futtermittel enthalten nie weniger als 5% Fett. Abgesehen vom Gehalt kann eine ausreichende Zufuhr essenzieller langkettiger Fettsäuren auch durch gezielte Auswahl von Fettquellen unterschiedlicher Herkunft (Pflanzenöl, Leinsamen, Fischöl) sichergestellt werden.
Die Verwendung diätetischer Fasern ist sowohl in der Human- als auch in der Tiermedizin ein heiß diskutiertes Thema. Der Zusatz von Fasern zu Reduktionsdiäten erfolgt nicht systematisch, es handelt sich vielmehr um einen Ansatz unter vielen (Diez & Nguyen, 2003). Im folgenden Abschnitt fassen wir die Vorteile von Fasern im Rahmen der diätetischen Behandlung der Adipositas beim Hund zusammen.
- Fasern werden im Allgemeinen zum "Strecken" oder "Verdünnen" eingesetzt und erlauben eine Verringerung der Energiedichte von Nahrungsmitteln. Ein übliches Erhaltungstrockenfutter hat eine Energiekonzentration zwischen 3500 und 4000 kcal pro kg der TM. Verschiedene Autoren (Lewis, 1978; Hand, 1988) befürworten jedoch eine geringere Energiedichte. Es ist indes schwierig, ein Alleinfutter mit einer Energiekonzentration von unter 2800 kcal/kg TM zu formulieren.
- Lösliche Fasern führen beim Hund zu einer Verzögerung der Magenentleerung und einer Verlangsamung der Nährstoffabsorption (Russel & Bass, 1985).
- Unlösliche Fasern sind Ballaststoffe, die für die Bildung eines voluminöseren Futterbolus sorgen und die Darmpassage beschleunigen. (Burrows et al., 1982; Fahey et al., 1990).
- Die Fasern bewirken ein Sättigungsgefühl. Eine Nahrung mit einem mindestens 20%igen Gesamtfasergehalt (Total Dietary Fiber (TDF); Prosky et al., 1994), verringert die spontane Energieaufnahme beim Hund (Jewell et al., 2000).
Diätetische Fasern haben aber auch einige Nachteile, die von der Faserart und dem Fasergehalt im Nahrungsmittel abhängen.
- Sie steigern die Kotmenge und die Defäkationshäufigkeit (allgemeine Wirkung diätetischer Fasern).
- Sie führen zu einer Abnahme der Verdaulichkeit bestimmter Nährstoffe wie Proteine und Mineralstoffe, was dazu führt, dass Letztere in höherer Menge in der Nahrung enthalten sein müssen.
- Sie beeinträchtigen die Akzeptanz (Meyer et al., 1978), was aber durch Zugabe spezieller Akzeptanzfaktoren leicht zu korrigieren ist.
- Sie können gastrointestinale Störungen wie Flatulenz oder Diarrhoe hervorrufen.
Abbildung 7a. Der Rohfasergehalt besitzt keine Aussagekraft Hinsichtlich des Nährwertes.
Diätetische Fasern in gereinigter Form oder faserreiche Nahrungsmittel wie Gemüse und Vollkorngetreide haben beim Menschen einen unumstrittenen Sättigungseffekt, aber sie können zu gastrointestinalen Störungen wie Flatulenz und Diarrhoe führen.
Fasern und chemische Analyse
Nach den gesetzlichen Bestimmungen muss der Fasergehalt auf dem Futtermitteletikett als Rohzellulose bzw. Rohfaser angegeben werden. Diese Gehaltsangaben sind jedoch das Ergebnis einer Analysemethode, die keineswegs den tatsächlichen Fasergehalt des Nahrungsmittels widerspiegelt. In der Tat wird bei der chemischen Analyse der Rohzellulose nur ein Teil der unlöslichen Fasern gemessen, genauer gesagt, hauptsächlich Zellulose und einige Hemizellulosen (Abbildung 7a & Abbildung 7b). Die Tiernahrungsindustrie verwendet in ihren Premium-Futtermitteln jedoch auch andere Fasertypen, nämlich lösliche Fasern - Psyllium, Guargummi - oder gemischte Fasern - eine Mischung aus löslichen und unlöslichen - in Form von gereinigten Supplementen oder Futtermitteln, die beide Fasertypen enthalten.
Um die Gesamtheit aller diätetischen Fasern zu erfassen, also die löslichen und die unlöslichen, sollte vorzugsweise eine enzymatische Messung der Gesamtfasern durchgeführt werden. Dies ist der einzige Weg, um eine aussagekräftige diätetische Information zu erhalten. Der Unterschied zwischen Rohfasergehalt und Gesamtfasergehalt ist umso größer, je höher der Anteil gemischter oder löslicher Fasern in der Nahrung ist. Tabelle 12 zeigt beispielhaft, dass die beiden Werte im Falle von Zerealien im Verhältnis 1 zu 4 stehen. Im Extremfall kann eine Nahrung mit hohem Gehalt an löslichen Fasern (Nicht-Zellulose) einen zu vernachlässigenden Gehalt an Rohfasern aufweisen.
Abbildung 7b. Verschiedene Methoden zur messung diätetischer Fasern in Bezung zur chemischen Zusammensetzung: Beispiel Zuckerrübentrockenschnitzel.
Tabelle 12 - Faserquellen, die in kalorienreduzierten Diäten eingesetzt werden: chemische Zusammensetzung | ||||
Rohzellulose % TM | Gesamtfasern % TM | Vorwiegender Fasertyp | ||
löslich | unlöslich | |||
Konzentrierte Faserquellen | ||||
Zellulosefaser | 75 | 86 | ++++ | |
Erdnussschalen | 65 | 86 | ++++ | |
Fructo-Oligosaccharide | 0 | 71 | ++++ | |
Erbsenfaser | 55 | 78 | ++ | ++ |
Guargummi | 1 - 2 | 80 | +++ | + |
Zuckerrübentrockenschnitzel | 19 | 59 - 77 | + | +++ |
Psyllium * | 21 | 58 | +++ | |
Weizenkleie | 10 - 19 | 38 - 40 | + | + |
Zerealien | ||||
Weizen | 2.5 | 10 - 12 | + | +++ |
Mais | 2.3 | 8 - 9 | ++++ | |
Maismehl | 0.5 - 1 | 2.6 - 4.5 | ++++ | |
Gerste | 4 | 16 | + | +++ |
* Psyllium ist im Unterschied zu den anderen in der Tabelle genannten Quellen löslicher Fasern reich an löslichen, aber nicht fermentierbaren Fasern.. |
Fasern und Sättigung
Bei einem adipösen Menschen auf einer kalorienreduzierten Diät führt die tägliche Aufnahme eines Supplements aus unlöslichen Fasern (Ryttig et al., 1989; Astrup et al., 1990), löslichen Fasern (Krotkiewski, 1984; Di Lorenzo et al., 1988) oder gemischten Fasern (Burley et al., 1993) zu einer verbesserten Sättigung bzw. Reduzierung des Hungergefühls.
Bei Hunden ist die Beurteilung des Sättigungsgefühls naturgemäß sehr viel schwieriger als beim Menschen. Mit Hilfe verschiedener indirekter Methoden wird versucht, den Sättigungsgrad beim Hund zu beurteilen, entweder über die Messung der Futteraufnahme oder über die Bestimmung der Magenentleerungsrate. Im letzten Fall geht man davon aus, dass die Magendehnung die physiologischen Mechanismen, die eine Nahrungsaufnahme auslösen, hemmt und folglich als ein Sättigungssignal fungiert (Jewell et al., 1996, 2000). Allerdings ist das Verfahren zur Messung der Magenentleerung beim Hund kaum standardisiert. Die wiederholten postprandialen Messungen setzen zudem Manipulationen an den Tieren voraus, die ihrerseits zu einer Verzögerung der Magenentleerung führen können.
Butterwick et al. (1994) berichten, dass der Zusatz von unlöslichen Fasern in moderaten Konzentrationen die Futteraufnahme beim Hund nicht modifiziert. Eine Gruppe von Hunden mit 15 %igem Übergewicht erhielt ein mit verschiedenen diätetischen Fasern in unterschiedlichen Konzentrationen angereichertes Futter (von 6,6% TDF im Kontrollfutter bis 15,6% TDF in der TM der Testration). Die Nahrungsmengen waren so berechnet, dass sie 40% des für den Erhalt des Idealgewichts erforderlichen Energiebedarfs deckten. Dies entspricht einer sehr hochgradigen Energierestriktion. Drei Stunden nach der Hauptmahlzeit wurde den Hunden eine zweite, hoch schmackhafte Nahrung (Feuchtfutter) über einen Zeitraum von 15 Minuten ad libitum angeboten und die aufgenommene Futtermenge gemessen. Der Test wurde in einem Zeitraum von 12 Tagen zweimal wiederholt. Die anlässlich der zweiten Mahlzeit aufgenommenen Nahrungsmengen waren in den verschiedenen Gruppen nicht signifikant unterschiedlich (Butterwick et al., 1994). Schlussfolgerungen aus diesen Resultaten sind jedoch sehr schwierig, da das Kontrollfutter 6,7% TDF enthielt und der Effekt der hochgradigen Energierestriktion möglicherweise den Effekt der Nahrungsfasern überlagert hat. Schließlich muss darauf hingewiesen werden, dass die Mehrzahl aller Hunde nicht in der Lage ist, ihre Nahrungsaufnahme bei Angebot eines hoch schmackhaften Futtermittels zu kontrollieren.
Fasern und ihre Auswirkungen auf Körpergewicht und Körperzusammensetzung
Die Energierestriktion in Verbindung mit einem faserreichen (23% der TM) und fettarmen (9% der TM) Futtermittel führt zu einer stärkeren Verringerung des Körperfetts und der Cholesterinkonzentration im Serum als eine fettreiche und faserarme Ration (Wolfsheimer et al., 1994a). Auch die Verringerung des Körpergewichts und des arteriellen Blutdrucks fallen bei der faserreichen und fettarmen Ration höher aus, wenngleich die Unterschiede hier nicht signifikant sind (Borne et al., 1996). Die beiden verglichenen Diäten lieferten 35% der metabolisierbaren Energie in Form von Proteinen, also etwa 10% mehr als eine übliche Erhaltungsnahrung. Mit Hilfe des DEXA-Verfahrens gelang es, die Veränderungen der Körperzusammensetzung im Rahmen einer kalorienreduzierten Diät bei statistisch identischen Gewichtsverlusten darzustellen. Allerdings sollte man sich hier vor voreiligen Schlussfolgerungen hüten, da die Effekte der beiden Parameter (Fettgehalt und Fasergehalt) in der Studie nicht eindeutig zu trennen sind. Zudem haben fettarme Diäten - ohne Zusatz von Fasern - bei der Ratte die gleichen Wirkungen (Boozer et al., 1993).
Auch in der Humanmedizin wird ein spontaner Gewichtsverlust (Krotkiewski, 1984) und ein Verlust von Körperfett (Raben et al., 1995) nach Aufnahme löslicher oder unlöslicher Fasern bei adipösen oder nichtadipösen Patienten beschrieben. Darüber hinaus führt der diätetische Zusatz unlöslicher (Solum et al., 1987; Ryttig et al., 1989) oder gemischter (Godi et al., 1992) Fasern bei adipösen Patienten unter mode-rater Energierestriktion zu einer stärkeren Gewichtsreduktion als eine entsprechende Kontrolldiät ohne Faserzusatz. Die Ergebnisse der oben aufgeführten Studien weisen auf die vorteilhafte Wirkung diätetischer Fasern in der Nahrung adipöser Patienten hin. Die Tabellen 13a und 13b fassen die Wirkungen der Fasern zusammen.
Die Energierestriktion in Verbindung mit einem faserreichen (23% der TM) und fettarmen (9% der TM) Futtermittel führt zu einer stärkeren Verringerung des Körperfetts und der Cholesterinkonzentration im Serum als eine fettreiche und faserarme Ration (Wolfsheimer et al., 1994a). Auch die Verringerung des Körpergewichts und des arteriellen Blutdrucks fallen bei der faserreichen und fettarmen Ration höher aus, wenngleich die Unterschiede hier nicht signifikant sind (Borne et al., 1996). Die beiden verglichenen Diäten lieferten 35% der metabolisierbaren Energie in Form von Proteinen, also etwa 10% mehr als eine übliche Erhaltungsnahrung. Mit Hilfe des DEXA-Verfahrens gelang es, die Veränderungen der Körperzusammensetzung im Rahmen einer kalorienreduzierten Diät bei statistisch identischen Gewichtsverlusten darzustellen. Allerdings sollte man sich hier vor voreiligen Schlussfolgerungen hüten, da die Effekte der beiden Parameter (Fettgehalt und Fasergehalt) in der Studie nicht eindeutig zu trennen sind. Zudem haben fettarme Diäten - ohne Zusatz von Fasern - bei der Ratte die gleichen Wirkungen (Boozer et al., 1993).
Auch in der Humanmedizin wird ein spontaner Gewichtsverlust (Krotkiewski, 1984) und ein Verlust von Körperfett (Raben et al., 1995) nach Aufnahme löslicher oder unlöslicher Fasern bei adipösen oder nichtadipösen Patienten beschrieben. Darüber hinaus führt der diätetische Zusatz unlöslicher (Solum et al., 1987; Ryttig et al., 1989) oder gemischter (Godi et al., 1992) Fasern bei adipösen Patienten unter mode-rater Energierestriktion zu einer stärkeren Gewichtsreduktion als eine entsprechende Kontrolldiät ohne Faserzusatz. Die Ergebnisse der oben aufgeführten Studien weisen auf die vorteilhafte Wirkung diätetischer Fasern in der Nahrung adipöser Patienten hin.
Die Tabellen 13a und 13b fassen die Wirkungen der Fasern zusammen.
Kohlenhydrate
Der Gehalt und die Qualität verdaulicher Kohlenhydrate - hauptsächlich Stärke - sind ebenfalls Gegenstand einiger wissenschaftlicher Untersuchungen zur Adipositas. In der Ernährung des Menschen wurde der Begriff des glykämischen Index (GI) von Jenkins et al. (1981)entwickelt, um die glykämische Ant-wort des Organismus auf den Verzehr von Nahrungsmitteln mit definierten Kohlenhydratmengen zu prognostizieren. Der glykämische Index eines Nahrungsmittels wird definiert als das Verhältnis (in %) der glykämischen Antwort auf 50 Gramm verdaulicher Kohlenhydrate zur glykämischen Antwort auf 50 g Stärke in Form von Weißbrot beim selben Individuum.
Tabelle 13a - Zusammenfassung der Wirkungen diätetischer Fasern |
Untersuchte Wirkungen |
- Prävention von Obstipation, Förderung der Verdauungsgesundheit - Herabsetzung der Energiedichte des Nahrungsmittels - Sättigungseffekt - Kontrolle des Blutzuckerspiegels und der Insulinämie - Kontrolle der Blutfette - Verringerung des unangenehmen Kotgeruchs |
Nachteile |
- Absenkung der Verdaulichkeit der Trockenmasse - Erhöhung der Kotmenge - Erhöhung der Defäkationshäufigkeit |
Tabelle 13b - Wirkungen von Fasern, je nach anteil in der Nahrung | ||||||
Unlösliche Fasern | Lösliche und unlösliche Fasern | Lösliche Fasern | Fermentierbare Fasern | |||
Beispiele | Gereinigte Zellulose, Erdnussund Sojaschalen usw. | Zuckerrübentrockenschnitzel | Guar-Gummi, Pektine, Psyllium usw. | Inulin, MOS, FOS usw. | ||
Anteil | < 5% Trockenmasse (TM) | |||||
Prävention von Obstipation | + | + | + | + | ||
Verringerung üblen Kotgeruchs | - | - | - | + | ||
Gesundheit des Verdauungstrakts | ? | + | + | + | ||
Anteil | 5 - 10% TM | > 10% TM | 5 - 10% TM | > 10% TM | 5 - 10% TM | 5 - 10% TM |
Adipositas | ||||||
- Senkung der Energiedichte | + | ++ | + | ++ | + | + |
- Sättigung | ? | ? | ? | ? | ? | ? |
Fettstoffwechselstörungen | - | - | - | + | + | + |
Diabetes mellitus - Kontrolle des Blutzuckerspiegels | - | -/+ | - | + | + | ? |
Chronische Niereninsuffizienz - Senkung der Urämie | - | - | - | + | + | + |
Gesundheit des Verdauungstraktes | ||||||
- chronische bakterielle Überwucherung | - | - | ? | ? | ? | + |
- Prävention von Dickdarmtumoren | ? | ? | ? | ? | + (Mensch) | |
Sonstiges - Stimulation des Immunsystems |
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| + |
Das Konzept des glykämischen Index wird in der diätetischen Behandlung von Patienten mit Diabetes mellitus sowie in bestimmten Diätformen (z. B. Montignac) eingesetzt und bestätigt die Vorteile unraf-finierter Zerealienquellen und diätetischer Fasern (Wolever & Jenkins, 1986). Der glykämische Index gilt jedoch als umstritten, da die individuellen Antworten sehr unterschiedlich ausfallen können, und weil die Entwicklung des Blutzuckerspiegels nach einer vollständigen Mahlzeit sich von den durch die Absorption eines einzigen Kohlenhydrattyps eingeleiteten Veränderungen unterscheidet (Jenkins et al., 1988). Dennoch scheint es erwiesen, dass der Verzehr von nicht raffinierten Zerealien einen Beitrag zur Prävention der Adipositas beim Menschen leistet, insbesondere durch die Wirkung auf die hormonellen Regulatoren der Adipositas (Koh-Banerjee & Rimm, 2003).
Die praktische Anwendung dieses Konzepts in der Diätetik bei diabetischen oder adipösen Hunden erscheint relativ logisch. Das Prinzip besteht darin, Stärkequellen zu verwenden, die eine möglichst geringe Stimulation der Insulinproduktion hervorrufen. Damit wird die Speicherung der Energie in Form von Triglyzeriden in den Adipozyten begrenzt. Ein vollwertiges Nahrungsmittel, das zu einer geringeren Freisetzung von Glukose führt, stimuliert auch in geringerem Maße die Produktion des als lipotropes Hormon wirkenden Insulins. Aus praktischer Sicht ist also von weißem Reis als Hauptzerealienquelle in kalorienreduzierter Diätnahrung abzuraten, während Gerste und Mais deutlich besser geeignete Energiequellen darstellen (Sunvold & Bouchard,1998) (Abbildung 8).
Abbildung 8. Vergleich der postprandialen Insulinsekretion bei unterschiedlichen Stärkequellen. (Nach Sunvold & Bouchard, 1998)
Mineralstoffe, Vitamine und Spurenelemente
Kalorienarme Diätnahrung muss einen höheren Gehalt an Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen aufweisen als ein übliches Erhaltungsfuttermittel. Hier gilt das Gleiche wie für Proteine. Die Restriktion der Energiezufuhr und der Tagesrationen darf nicht zu einem Mangel dieser lebensnotwendigen Nährstoffe führen.
Besondere Inhaltsstoffe und "Nutraceuticals"
Verschiedene besondere Inhaltsstoffe (Futtermittelzusätze oder andere diätetische Supplemente) werden kalorienreduzierten Nahrungsmitteln zugesetzt, um bestimmte vorteilhafte Wirkungen zu erzielen. Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um verschiedene Quellen diätetischer Fasern, Antioxidanzien, L-Carnitin, Chrom sowie chondroprotektive Substanzen. Der Zusatz von Chrom zu Nahrungsmitteln ist gegenwärtig in Europa nicht zugelassen. Tabelle 14 enthält eine nicht erschöpfende Liste dieser Produkte und ihrer wichtigsten Vorteile.
L-Carnitin ist eine in der Leber und in den Nieren aus Lysin und Methionin unter Anwesenheit von Ascorbinsäure de novo synthetisierte Aminosäure. L-Carnitin ist ein limitierender Faktor für den Transport langkettiger Fettsäuren in das Mitochondrium für die dort stattfindende Beta-Oxidation (Abbildung 9). Eine ausreichende Versorgung mit L-Carnitin ist vor allem für die Energiegewinnung aus Fettsäuren im Bereich der Muskulatur erforderlich.
Da L-Carnitin nicht im Muskel synthetisiert werden kann, gelangt es nach der Synthese in der Leber oder in den Nieren oder nach intestinaler Absorption aus der Nahrung über den Blutkreislauf zur Muskulatur. L-Carnitin-haltige Nahrungsquellen sind hauptsächlich rotes Fleisch, Fisch und Milchprodukte, während weißes Fleisch geringere Konzentrationen und Gemüse keinerlei L-Carnitin enthält. L-Carnitin wird nicht als essenzieller Nährstoff im engeren Sinne betrachtet, da es auch im Körper synthetisiert wird. L-Carnitin-Mangel führt bei einem kleinen Teil von Hunden zu dilatativen Kardiomyopathien. Mehrere Studien bei monogastrischen Tieren belegen, dass die Zufuhr von L-Carnitin über die Nahrung die Stickstoffretention verbessert und die Körperzusammensetzung zu Gunsten der Muskelmasse modifiziert. Dieser Effekt wurde unter anderem bei Hunden im Wachstum nachgewiesen (Gross & Zicker, 2000).
Tabelle 14 - Besondere Inhaltsstoffe kommerzieller, kalorienreduzierter Diätnahrung und erwartete Vorteile | |
Inhaltsstoffe | Erwartete Vorteile |
L-Carnitin | - Stimulation der Beta-Oxidation von Fettsäuren |
Chrom | - Kontrolle des Blutzuckerspiegels |
Fructo-Oligosaccharide (FOS) | - Reduzierung unangenehmer Kotgerüche - Optimierung der Darmflora - Normalisierung der Blutfette |
CLA (konjugierte Linolsäure) | - Antiadipogene Wirkung |
Hydroxycitrat | - Prävention und Reduzierung der viszeralen Adipositas |
Vitamin E, Taurin, Lutein | - Antioxidanzien |
Vitamin A | - Normalisierung des Leptinspiegels |
Glucosamin, Chondroitin | - Chondroprotektive Faktoren |
EPA-reiches Fischöl | - Reich an Omega-3-Fettsäuren - Gesundheit von Haut und Fell |
Da die Muskelmasse in Ruhe mehr Energie benötigt als das Körperfett, kann durch eine Zunahme der Muskelmasse Adipositas vorgebeugt werden. Der Zusatz von L-Carnitin zu kalorienreduzierter Diätnahrung wird vielfach befürwortet, um die Körperzusammensetzung zu verändern (Allen, 1998; Sunvold et al., 1998; Caroll & Côté, 2001). Beim Hund führt die Ergänzung einer kalorienreduzierten Diätnahrung durch L-Carnitin tatsächlich zu einer Steigerung des Gewichtsverlustes bei adipösen Patienten und zu einer Stimulation des Fettabbaus (Sunvold et al., 1998). In dieser Studie wurde kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden verwendeten Supplementierungsgraden (50 und 100 mg/kg Futter) festgestellt.
Abbildung 9. Wirkungsmechanismus von L-Carnitin.
Der Zusatz von L-Carnitin wird bei adipösen Hunden während einer Reduktionsdiät empfohlen, aber auch im Anschluss an die Diät, um einen Reboundeffekt zu verhindern. Für selbst zubereitete Rationen wird die Verwendung von Zutaten mit natürlicherweise hohem L-Carnitin-Gehalt befürwortet. (© Faculty of Veterinary Medicine of Liège).
Die von der Linolsäure abstammenden konjugierten Fettsäuren oder CLA (Conjugated Linoleic Acid) wurden bei Tieren aufgrund ihrer zahlreichen vorteilhaften Wirkungen ausführlich untersucht. Zu nennen sind hier unter anderem ihre Wirkungen auf Tumore, Atherosklerose, Adipositas, die Immunfunktion und Diabetes mellitus. CLA kommen natürlicherweise in Futtermittelzutaten tierischer Herkunft vor, wie zum Beispiel in Milchprodukten, Fleisch und Fett. Sie werden im Pansen durch bestimmte Mikroorganismen sowie durch einige tierische Enzyme gebildet. Biologisch aktiv sind die cis-9, 11-trans und trans10, 12-cis Isomere (Abbildung 10). Einige spezifische CLA-Isomere hemmen die Entwicklung der Adipositas bei Mäusen und Schweinen. Nach wie vor umstritten sind die Eigenschaften der CLA hinsichtlich eines Einflusses auf die Adipositas beim Menschen und anderen monogastrischen Spezies, da die entsprechenden Studien widersprüchliche Resultate lie-fern (Azain, 2003). Es konnte jedoch gezeigt werden, dass das Isomer trans-10, cis-12 der Akkumulation von Triglyzeriden in humanen Präadipozytenkulturen entgegenwirkt. Diese antiadipogene Wirkung ist zum Teil auf eine Regulation des Glukosestoffwechsels und des Fettsäurestoffwechsels in den Adipozyten zurückzuführen (Brown & McIntosh, 2003).
Beim Menschen besteht die erhoffte Wirkung der CLA also in einer Reduzierung des Körperfetts. Untersuchungen stützen im Übrigen die Hypothese, dass die CLA bei adipösen Patienten zwar nicht zu einer Abnahme des Körpergewichts führt, jedoch die fettfreie Kör permasse auf Kosten des Körperfettanteils steigert (Kamphuis et al., 2003). Die in den Studien am Menschen verwendeten Dosierungen lagen in der Größenordnung von 1,4 bis 6,8 g CLA pro Tag (Blankson et al., 2000; Kamphuis et al., 2003).
Abbildung 10. Strukturvergleich: konjugierte Linolsäure und Linolsäure.
Beim Hund kann durch den Zusatz von CLA (0,6% TM) zu einer energiearmen, proteinreichen (55% der TM) Diätnahrung die bei solchen Diätformen gewöhnlich zu beobachtende Steigerung der Stickstoffkonzentration im Plasma begrenzt werden (Bierer & Bui, 2003). Eine weitere Studie belegt einen positiven Effekt der CLA auf die Körperzusammensetzung und die Nahrungsaufnahme bei ad libitum gefütterten Hunden. Schließlich zeigt eine In-vitro-Studie zur Fermentation, dass CLA beim Hund in sehr geringen Mengen von den Darmbakterien gebildet wird. Die Autoren empfehlen eine ergänzende diätetische Zufuhr (Fukoda et al., 2002).
Extrakte von Garcinia cambogia werden beim Menschen eingesetzt, um die Lipogenese zu begrenzen (Cha et al., 2003; Hayamizu et al., 2003). Bei den aktiven Inhaltsstoffen handelt es sich um Hydroxycitrat oder AHA (Alpha Hydroxycitric Acid), die allgemein auch als "Fruchtsäuren" bezeichnet werden. Die erwarteten Vorteile sind eine Hemmung der Lipogenese in der Leber und die Verringerung der Energieaufnahme (Westerterp-Plantenga & Kovacs, 2002). Die Wirkungsmechanismen sind nicht eindeutig geklärt.
Garcinia Cambodgia. Die Alpha-Hydroxyzitronensäure (AHA) kommt in höheren Konzentrationen nur in einigen wenigen Pflanzen vor, wie zum Beispiel in der aus Südostasien stammenden Frucht Garcinia cambogia.
Selbst zubereitete, kalorienreduzierte Rationen
Adipöse Hunde können auch mit selbst zubereiteten Rationen ernährt werden. Dabei müssen allerdings einige wichtige Voraussetzungen erfüllt sein. Verwendet werden in erster Linie fettarme Zutaten (mageres Fleisch), faserreiche Stärkequellen (Vollkorngetreide), Gemüse und Supplemente diätetischer Fasern in gereinigter Form (Kleie, Sojafasern). Darüber hinaus müssen die Rationen sorgfältig individuell berechnet werden, um ihre Vollwertigkeit und Ausgewogenheit sicherzustellen. Im Vergleich zu einer üblichen Erhaltungsnahrung muss das Protein: Kalorienverhältnis erhöht werden. Gleiches gilt für die Konzentration der Mikronährstoffe und den prozentualen Anteil der diätetischen Fasern. Dieser letzte Punkt kann jedoch zu Problemen führen, wenn der Hund sein Futter aussortiert und das Gemüse liegen lässt. Umgangen wird dieses Problem durch den Einsatz vollwertiger Basiszutaten, wie zum Beispiel Vollkornbrot, Vollkornreis oder Vollkornnudeln. Der Rohfasergehalt der Ration kann auf diese Weise auf 4 bis 5% der TM eingestellt werden. Mit Hilfe von Supplementen aus gereinigten diätetischen Fasern kann der Rohfaseranteil sogar auf 7 bis 10% der TM erhöht werden.
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Affiliation of the authors at the time of publication
1Department of Animal Productions, Faculty of Veterinary Medicine, University of Liège, Liège, Belgium.
2ENVN Atlanpôle, La Chantrerie, Nantes, France.
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